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Die Tankstelle feiert Geburtstag! Vor 75 Jahren, am 11. August 1927, nahm in Hamburg die erste deutsche Tankstelle im heutigen Sinn ihren Betrieb
auf. Aus diesem Anlass zeigt das Historische Museum Bielefeld vom 6. April – 28. September 2003 die Ausstellung „Alles Super. 75 Jahre Tankstelle“. Die Ausstellung wird vom Lippischen Landesmuseum Detmold
übernommen, wo sie im letzten Jahr gezeigt wurde. Bevor es Tankstellen gab mussten Autofahrer ihr Benzin in kleinen Mengen in Apotheken und Drogerien einkaufen. Später kamen Fasstankstellen in Hinterhöfen und
sogenannte „Bürgersteigpumpen“ auf. Als in der Nachkriegszeit immer mehr Menschen Auto und Motorrad fuhren, war die Tankstelle aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Heute ist die Tankstelle sich zu einem
Supermarkt und Servicecenter geworden. Benzin ist längst nicht mehr die einzige Einnahmequelle. Anhand einer Originaltankstelle von 1937, Ölfässern, einer Bürgersteigpumpe und Zapfsäulen z.B. von Salzkotten,
Rückwart, Aral, Esso, Shell aus den letzten 75 Jahren und vielen anderen Objekte kann der Besucher die Geschichte der Tankstelle nachvollziehen. Da es ohne Autos keine Tankstellen gäbe, werden Oldtimer aus den
letzen 100 Jahren zusehen sein. Eine Tankstellen-Spielecke macht die Ausstellung auch für Kinder interessant. Wo die Bielefelder zum ersten mal tanken konnten wird eine Abteilung über die Bielefelder
Tankstellengeschichte klären, die das Historische Museum Bielefeld der übernommen Ausstellung hinzufügen wird.
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Weitere und aktuelle Bilder von der Ausstellung werden noch folgen.
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Alles Super - 75 Jahre Tankstellen
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Die Eiserne Lady und die Frau des Lebens
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Es begann mit Benzin aus Apotheken und Drogerien. Später gab es Fasstankstellen und die "Eiserne Lady". Doch erst vor gut 75 Jahren wurde
die erste deutsche Großtankstelle eröffnet. Ab dann ging aber alles sehr schnell. Eine Ausstellung in Bielefeld zeichnet die Geschichte nach.
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Wenn Udo Falck den Begriff "Großtankstelle" hört, dann muss er lachen. Der 81-Jährige hat 1954 eine Tankstelle gepachtet. "Wir waren die
einzigen in Bielefeld, die die ganze Nacht geöffnet hatten" erklärt er. Doch Nachtschichten hat Udo Falck nicht eingelegt, weil etwa so viel Verkehr war, sondern weil er die Nachtwache für das angrenzende
Firmengelände übernommen hat. Denn anders hätte er mit seiner "Großtankstelle", die immerhin drei Zapfsäulen hatte, nicht überleben können. Zu dem Zeitpunkt gab es erst wenige Jahre den Beruf des
Tankwarts. Und es war noch nicht lange her, dass Tankstellen Nebenerwerbsbetriebe waren.
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Mit dem Autoboom kam die "Eiserne Lady"
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Angefangen hat alles so etwa um 1900. "Da gab es in Deutschland etwa 3.000 Autos, in Bielefeld waren es 12", weiß Rüdiger Uffmann vom
Historischen Museum Bielefeld. Benzin gab es nur in Apotheken und Drogerien. Erst einige Jahre später konnte man den Treibstoff in Fässern kaufen. Mit dem Autoboom zu Beginn der 20er Jahre kamen dann Tanksäulen auf,
eine amerikanische Erfindung. Die standen an jedem Bürgersteig und wurden "Eiserne Lady" genannt. Udo Falck kennt sie auch noch, seine Eltern hatten schon sehr früh ein Auto.
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Lange Nächte und Erfindergeist
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Meist standen die Säulen vor Kneipen oder Privathäusern. Wer tanken wollte, klopfte an die Scheibe und wurde dann bedient. Udo Falck hatte das besser
gelöst, während des Nachtdienstes an seiner Tankstelle zwei Jahrzehnte später. Er hatte einen kleinen Schlauch mit zwei Drähten über die Einfahrt gelegt. Fuhr ein Auto darüber, bekamen die Drähte Kontakt, in der
Tankstelle schellte eine Klingel. Mit einem Lachen fügt er hinzu: "Da konnte man wenigstens zwischendurch ein Nickerchen machen." Doch sobald ein Auto vorfuhr, musste der Tankwart raus.
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Immer nach "Volltanken" fragen
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Bedienung war selbstverständlich, zumal die Zählwerke der Säulen von Hand zurückgestellt werden mussten. Außerdem gehörte zum kostenlosen Service, die
Scheiben zu putzen, den Ölstand zu messen und die Luft in den Reifen zu kontrollieren. Und das, obwohl die meisten nur wenige Liter Kraftstoff kauften, erinnert sich Udo Falck. "Wir sind hochgesprungen, wenn
einer mal vollgetankt hat".
Trotzdem möchte er die Zeit nicht missen, viele Autofahrer kamen regelmäßig, und ein kurzes Gespräch gehörte auch dazu. Über eine Kundin hat er sich
immer besonders gefreut. Sie wurde später seine Ehefrau.
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Bonbons und Bier
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Wie gut, dass das in den 50er Jahren war, denn Anfang der 70er Jahre kamen die Selbstbedienungstankstellen auf, 10 Jahre später hatten sie sich
durchgesetzt. Die Tankstelle entwickelte sich immer mehr zum Supermarkt, mit großen Kühlregalen und Bonbonständern. Benzin wird zum Nebengeschäft. Udo Falck mag das nicht mehr, heute mache Tanken keinen Spaß mehr.
Eine "Großtankstelle" hat für den 81-Jährigen immer noch drei und nicht dreizehn Zapfsäulen und vor allem einen freundlichen Tankwart. Aber das gibt es nur noch im Museum.
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Die Sonderausstellung "Alles Super – 75 Jahre Tankstelle" ist ab Sonntag 6.4.03 im "Historischen Museum Bielefeld" zu sehen und
läuft bis zum 28.9.03
Eintrittspreise: Erwachsene: 3,60 € Studenten: 2,60 €
Schüler: 1,50 €
Öffnungszeiten und weitere Infos zum Museum gibt es im Internet
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Quelle: http://www.wdr.de
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